Ratgeber Musikunterricht

Mein Kind übt nicht ...

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
hin und wieder werden wir mit Äußerungen von Eltern konfrontiert, die sich ungefähr so anhören:
  • „Laura übt nicht, das ist mir dann auf die Dauer zu teuer.“
  • „Sie hat keine Lust mehr zum Musikunterricht. Ich möchte sie schließlich nicht hierher prügeln.“
  • „Solange sie nicht mitmacht, gibt’s auch kein neues Unterrichtsbuch.“

Sicher können Sie diese kurze Aufzählung aus eigenem Erleben fortsetzen.

read moreSolche Gespräche sind manchmal unangenehm und auf keinen Fall einfach zu führen. Wollen wir die Schüler halten, müssen wir die Eltern und Kinder (zurück-)gewinnen. Aber wie? Lassen Sie uns einmal in einen erfundenen Dialog hineinhören, in dem diese schwierigen Sätze vorkommen. Wir erleben eine Lehrkraft (LK) im Gespräch mit einem Elternteil (ET):

ET:  Wissen Sie, mein Kind übt nicht zu Hause. Deswegen gibt es keine Fortschritte, und das wird mir auf die Dauer dann doch zu teuer!
LK:  Zu teuer?
ET:  Ja, wir zahlen jeden Monat die Unterrichtsgebühren, sehen aber keine Fortschritte!
LK:  Was müsste geschehen, damit Sie zufriedener wären mit dem Musikunterricht Ihres Kindes?
ET:  Na, dass man auch mal ein Musikstück anhören kann oder zumindest erkennen kann, was es mal werden soll. Nicht immer nur diese unbekannten Übungen oder Tonleitern rauf und runter.
LK:  Sie möchten, dass Laura sozusagen als Gegenwert für den Musikunterricht auch mal etwas spielt, sodass man des Gefühl hat, es hat sich doch gelohnt, diesen Aufwand über so lange Zeit zu treiben.
ET: Genau! Auch die Großeltern und Bekannten sagen manchmal: „Lass doch mal etwas hören!“ Und dann kommt irgendetwas Unbekanntes oder diese Fingerübungen. Das bringt keinen Spaß!
LK:  Sieht Laura das genauso?
ET:  Nein, sie sagt das nicht so deutlich, aber ich kann mir denken, dass sie auch nicht zufrieden ist.
LK:  Geht sie denn gern in die Musikschule?
ET:  Wir müssen ihr schon gut zureden, dass wir jeden Mittwoch zu Ihnen kommen. Mir scheint, sie hat wenig Lust zum Musikunterricht, und hinprügeln will ich sie auch nicht. Das soll doch in erster Linie Spaß machen und nicht auch noch in Lernstress ausarten!
LK:  Vielleicht ändert sich das ja, wenn wir erst einmal das neue Unterrichtsbuch haben.
ET:  Wenn sie nicht mitmacht, gibt’s auch kein neues Unterrichtsbuch.

Überlegen Sie bitte, wie Sie jetzt weiter verfahren würden ...

Hier eine Möglichkeit von vielen, das Gespräch zu führen:

LK:  Ich habe verstanden, dass Laura Ihrem Eindruck nach keine “richtigen Musikstücke“ lernt, dass sie relativ ungern in die Musikschule geht und dass Sie auch nicht in ein neues Lehrbuch investieren wollen, wenn sich das nicht grundlegend ändert?
ET:  Korrekt!
LK:  Was glauben Sie, welche “richtigen“ Musikstücke Laura gern spielen möchte?
ET:  Da sollten wir sie selbst fragen!
LK:  Und was wünschen Sie sich?
ET:  Ach wissen Sie, es muss ja ihr gefallen. Ich wäre schon zufrieden, wenn das nicht immer  diese merkwürdigen Technikübungen wären.
LK:  Dann schlage ich Ihnen vor, dass Sie zu Hause mit Laura einmal darüber reden, welche Musikstücke sie spielen möchte, damit sie wieder gern in die Musikschule gehen mag. Danach reden wir zu dritt mit ihr und vereinbaren, welches Stück in welcher Zeit sie zu spielen erlernt. Und dann schauen wir mal, wie sich das auf ihre Motivation auswirkt. - Wie denken Sie darüber?
ET:  Ja, warum nicht; versuchen können wir das ja mal.

Wir klinken uns an dieser Stelle aus dem Gespräch aus. Ihnen ist sicher aufgefallen, dass die Lehrkraft sich nicht rechtfertigt und in wilde Erklärungen abschweift. Sie fragt, hört zu, fasst zusammen, was sie verstanden hat, und unterbreitet aufgrund der daraus gewonnenen Erkenntnisse einen Vorschlag. Dieser aktiviert das Elternteil und regt ein Gespräch zwischen Eltern und Kind an, um die musikalischen Vorlieben des Kindes zu klären, die anschließend in eine Zielvereinbarung einmünden können. - Diese ist eine von vielen Möglichkeiten, die Zufriedenheit sowohl auf Seiten der Eltern als auch des Kindes zu steigern. Letztlich berührt diese Situation das Thema Motivation.

Falls Sie Ihre Kenntnisse über Motivation vertiefen möchten, empfehle ich Ihnen meinen Vortrag „Motivation? Motivation!“, den Sie hier in Ruhe erleben können.

 

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